Ufnbilder (Ofenbilder)
Die magische
Anziehungskraft, welche lebendiges Feuer auf wohl alle Menschen
ausübt, scheint zu den Urinstinkten der Menschheit zu gehören.
Die Feuerstelle bildete schon immer einen Mittelpunkt, um den man
sich versammelte, wo Wärme und Licht waren und auch gekocht und
gebraten wurde.
Keiner kann sich der Faszination des lebendigen Lichtes
entziehen. Kamine werden immer beliebter und viele bevorzugen
(wieder) „echte“ brennende Kerzen in der weihnachtlich geschmückten
Stube.
Auch in der Erzgebirgs-Stube ist der wärmespendende Ofen der absolute Mittelpunkt und gleichzeitig Inbegriff aller erzgebirgischen Gemütlichkeit überhaupt. Unzählige Lieder berichten uns von kalten Wintertagen, klirrenden Frost und Wind und wie gern man dann an den Ofen kroch oder sich behaglich auf „de Ufnbank" setzte. Wenn dazu noch das Feuer richtig prasselte, das Wasser in den Töpfen anfing zu singen und das flackernde Feuer durch einen Spalt im Ofentürle sein Lichtspiel an die Wand warf, war das kaum zu überbieten.
Am Ofen trieb man damals, als es weder Rundfunk noch Fernsehen gab, auch allerhand Kurzweil. Während die Bratäpfel in dr Röhr’ brutzelten, beobachtete man gern das lustige Spiel einer Drehspirale, die man auf den Ofen gestellt hatte und die sich unaufhaltsam um eine alte Stricknadel drehte oder man hatte sogar ein "Ofenbild".
Ofenbilder sind heute fast völlig verschwunden. Diese
beweglichen Modelle sind unseren Weihnachtspyramiden sehr
ähnlich, haben aber eigentlich nichts damit zu tun und haben
auch selten einen weihnachtlichen Bezug. Sie brauchen auch keine
Kerzen, sondern werden direkt auf den Ofen gestellt und nutzen
seine aufsteigende Wärme. Früher waren diese beweglichen
Modelle mit figürlichen Darstellungen, die von den
Pyramidenflügeln in Bewegung versetzt wurden, weit verbreitet
und beliebt. Die senkrechte Welle mit dem Flügelrad war mit
einem Exzenter versehen und ein einfacher Drahtmechanismus sorgte
für den Antrieb der beweglichen Figuren des Ofenbildes. Die
Figuren waren meist aus Pappe, dünnem Blech oder
Zigarrenkisten-Holz gefertigt. Sie standen fest auf dem schmalen
Sockel, aber hatten beweglich im Körper gelagerte Arme usw. Es
gab Baupläne und farbig bedruckte Ausschneidebögen in den
Schreibwarenläden zu kaufen, die man gleich auf aufs Holz
aufkleben und aussägen konnte, und es war eine beliebte
Beschäftigung für Erwachsene und Kinder gerade im Winter neben
der bei uns im Erzgebirge sowieso üblichen Weihnachtsbastelei.
Die beliebtesten Motive waren die
Holzsäger, der Schmied, Holzhacker und ähnliche Berufe.
Aber es gab auch Landsknechte, die mit Schwertern und
Spießen aufeinander losgingen. Sehr verbreitet war auch die Oma, die die Wiege gemächlich hin und her schaukelte oder auch in Gaststätten wie hier auf diesem Bastelbogen zu sehen ein Mann an der Wasserpumpe und der zweideutige Hinweis: Hier wird nicht (gepumpt) ! |
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Bei den Schlettauer Schnitzern
steht ein Ofenbild mit der Darstellung „Beim Zahnarzt“: Bei jeder Umdrehung bekommt der Patient mit der langen Zange einen Zahn gezogen und hebt schmerzverzerrt Arm und Bein … |
In den 70iger Jahren kamen die mit den Ofenbildern verwandten „Schattenspiele“ wieder in Mode. Viele werden sich noch an diese Tischlampen erinnern, mit einem durchscheinenden Zylinder, der über der Glühlampe drehbar gelagert war und oben einen Deckel wie ein Flügelrad hatte. Durch die Wärme der Glühbirne drehte sich der Zylinder und die Schatten der scherenschnittähnlichen Motive auf dem Zylinder huschten über die Wände. Bei anderen war die äußere Hülle der Lampe feststehend und nur ein runder Zylinder mit Figuren dreht sich innen, dass ihre Schatten außen „liefen“.
Solche Schattenspiele gibt es schon seit etwa 1850. Sie wurden in Sebnitz erfunden. Noch heute gibt es dort solche Schattenspielbauer, die laternenförmige Schattenspiele herstellen.
Glück Auf !
Wolfgang Süß
im Dez. 2007