Stauweiherproiekte an der Pöhla
Die Idee, die Pöhla anzustauen, ist nicht neu. Zum Glück ist aus allen Projekten nichts draus geworden.
1980, gleich nach Fertigstellung des
Pumpspeicherkraftwerkes Markersbach sollte hier bei uns
weitergebaut werden. Ein ähnliches Projekt wollte man hier bauen,
mit einem Oberbecken auf der Jöhstädter Höhe und auf der Neuen
Straße, am Geipelberg, war die Staumauer für das Unterbecken
geplant. Das ganze Oberdorf, die gesamte Brettmühle, das
herrliche Konduppeltal, alles wäre überschwemmt worden,
unvorstellbar.
Zum Glück fiel die Entscheidung damals auf das thüringische
Goldisthal. Hier waren schon 1975 die Erkundungen begonnen
worden, und 1997 war dann dort wirklich auch Baubeginn, die
Fertigstellung erfolgte 2003 !.
Und schon gar nicht ist
es eine Idee des Jöhstädter Stadtrates gewesen, der zu
unserem 750-jährigen Jubiläum im Sommer 2000
wahrscheinlich auch diese ominöse Bautafel an der
Bahnhofstraße aufstellen ließ. Eigentlich schade, dass wir uns nicht dieses Jahr zum Jöhstädter Stadtjubiläum mit einen ähnlich guten Einfall revanchiert haben, zum Beispiel Spatenstich für erste steuerfreie Tankstelle in Jöhstadt-Pleil oder Baumann erklärt Jöhstadt-Dürrenberg für 350 Jahre zur Freihandelszone ... |
Aber zurück zum Staudamm: unsere Großväter hatten noch ein ausgefalleneres Projekt, wie man in der Chronik der Stadt Weipert lesen kann: Im Dezember 1902 ging vom Gremium für Handel und Industrie in Weipert ein Schreiben an die Anlieger des Pöhlbaches auf böhmischer und sächsischer Seite wegen Errichtung einer Talsperre oberhalb von Bärenstein/Weipert !!
1905 wurde dazu in der Weiperter Turnhalle eine Interessenversammlung abgehalten. Eine zweite Versammlung fand 1906 mit 93 auswärtigen und 26 Weiperter Interessenten, einem Professor Friedrich aus Wien und dem Annaberger Regierungsassessor Dr. Geyer statt. Geplant war, die Pöhla oberhalb von Weipert/Bärenstein in drei Stauwerkbecken aufzustauen, mit dem Ziel ein stabiles Betriebswasser für die vielen Wasserkraftanlagen in Weipert und Bärenstein zu schaffen, der Landwirtschaft eine zusätzliche Bewässerung zu ermöglichen und Überschwemmungen zu verhindern.
Die Größe der einzelnen Staubecken war mit je 700 000 Kubikmetern bzw. nur 370 000 für das Oberste, geplant (zum Vergleich: die Talsperre Cranzahl hat 3,1 Mio m3).
Es wurde beschlossen, das geplante Projekt durchzuführen, indem eine sogenannte Wassergenossenschaft gegründet wird und alles durch Beiträge der Mitglieder zu finanzieren. Eine neue Versammlung 1908 im "Sächsischen Haus" in Bärenstein mit Staats- und Gemeindebehörden beider Seiten und vielen Triebwerksbesitzern vernahm den positiven Bericht Professor Friedrichs. Im Jahre 1912 wurde dann auch in Weipert diese Wassergenossenschaft gegründet. Ende 1912 war in Bärenstein eine neue Versammlung durch Einladung des Annaberger Amthauptmannes Dr. Weißwange, an welcher auch der Bauamtmann Berndt und Stadtrat Merkel aus Annaberg, Amtsleiter Heider aus Preßnitz, die Gemeindevorstände aus Weipert, Bärenstein und Königswalde und viele Industrielle teilnahmen. Hier berichtet nun der Vorsitzende der Wassergenossenschaft, dass nach einem Gutachten des Oberbaurates Ringel das Projekt im Hinblick auf die hohen Kosten unrentabel sei. Das Projekt wurde daraufhin auf weitere Zeit ausgesetzt.
Man beschloß, aber in Fühlung zu bleiben....
Glück Auf !
Wolfgang Süß
Sept. 2005