Moderne Bauernregeln

Seit Menschengedenken ist es bis heute ein Traum geblieben, langfristige Wetterprognosen aufzustellen. Selbst die moderne Wettervorhersage, die es mittlerweile auf fast 100% geschafft hat, das Wetter des nächsten Tages vorherzusagen und bei der Prognose der nächsten 3 Tage wohl noch 95% Trefferquote hat, versagt bei der Wettervorhersage für mehrere Wochen oder gar einen längeren Zeitraum.

Auch die alten Bauernregeln helfen uns nicht viel weiter, schon gar nicht die, die in zweifelhaften Kalendern stehen und bayrische, erzgebirgische und norddeutsche Bauernregeln bunt durcheinander gemischt für ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz anbieten ...

Vor ca. 20 Jahren habe ich eine Veröffentlichung in einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift gefunden: "Das Wetter im Sommerhalbjahr" von Dr. Erland Lorenzen, wo alle typischen Wetterverläufe auflistet werden, welche jedes Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80% und mit einer maximalen zeitlichen Verschiebung von 4...6 Tagen zutreffen.

Ergänzt mit eigenen alten Wetterregeln ist es für mich die langfristige Wetterprognose geworden, die zu verfolgen mir jedes Jahr Spaß macht und in manchen "wetterabhängigen" Entscheidungen auch ganz gut hilft.

 


Beginnen wir mit dem Monat April. Seinen ausgeprägten wechselhaften Wetterverlauf können wir gut an der nebenstehenden Grafik verfolgen. Mehrere Kaltlufteinbrüche und anhaltende intensive Niederschläge sind typisch. Erst gegen Monatsende kommt es zu einer Wetterberuhigung und leichtem Temperaturanstieg.
Der Mai beginnt fast immer mit einigen schönen und warmen Tagen. Doch dann erinnern uns die "Eisheiligen" mit ihren Nachtfrösten daran, daß noch kein Sommer ist. Dieser Kaltlufteinbruch vom 12.-15. und die Hochdruckwetterlage am Monatsende treffen mit weit über 80 % zu, und sind wohl der Grund, daß diese Tage sogar einen eigenen Namen tragen: 12.5.=Bancratius, 13.5.=Servatius ("Vor Servatius kein Sommer, nach S. kein Frost !"), 14.5.=Bonifatius, 15.5.= Kalte Sophie.
Der Juni beginnt mit dem Einbruch kühler Mehresluft. Die sommerliche Temperaturkurve aus den letzten Maitagen bricht schlagartig ab. Die "Schafskälte" (12. bis 14.6.) kommt mit 90%iger Wahrscheinlichkeit !

In der Zeit der sogenannten 2. und 3. Monsunwelle entscheidet sich bei uns der Charakter des Sommers: Ist die erste Junihälfte heiß und trocken, verspätet sich der Monsunbeginn auf die 2. Welle, so folgt ein niederschlagsreicher Sommer. Einen sonnigen trockenen Sommer gibt es bei uns also nur bei so einem Schlechtwetterverlauf im Juni, wie wir ihn dieses Jahr ganz typisch erlebten (sprichwörtliches "Kät-Wetter"). Der Wetterverlauf vom 27.6. bis 8.7. gilt meist für den gesamten Sommer ("Siebenschläferregel") !

Im Juli wird der Sommer oft (mit über 90%) nur einmal unterbrochen von der 5. Monsunwelle vom 19. bis 24.7., die uns kühle und feuchte Atlantikluft bringt. Die 2 Hochdruckwetterlagen im August zeichnen sich meist durch eine große Anzahl schöner Tage aus, wobei die "Hundstage" (Anfang August) nur dann extrem warm sind, wenn sich ein Hoch über Osteuropa stationieren kann.

Der zuverlässigste Monat mit schönem Wetter ist eigentlich der September. Mit stetigem Luftdruckanstieg erreicht das spätsommerliche Wetter am Monatsende seinen Höhepunkt ("Altweibersommer"). Meist wird die lange Schönwetterperiode nur einmal kurz unterbrochen mit ein paar Regentagen vom 13. bis 18.9.. Dann stellt sich wieder das typisch schöne Septemberwetter ein, mit Frühnebel, die sich meist erst Mittag auflösen und dann den wolkenlosen Himmel freigeben.

Die Vorhersagen für den Winter sind spärlich und beschränken sich auf das "Weihnachtstauwetter" das mit 72% zutrifft und der Grund dafür ist, daß wir nur alle 4...5 Jahre weiße Weihnachten haben, und auf den sogenannten "Hochwinter" in der 2. Januarhälfte (80%).

 

Glück Auf !

Wolfgang Süß

27.06.2001

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