VORDERLADERSCHIESSEN MIT DER PFLASTERKUGEL
Tipps und Fehlersuche
übersetzt und ergänzt nach Katalog DIXIE GUN WORKS von Wolfgang Süß / Königswalde
Die Oberfläche der Laufbohrung muß perfekt sein, um die höchste Genauigkeit zu erreichen.
Der Drall der Züge soll nicht mehr als 1 Umdr. auf 48" (=120 cm) sein. In modernen Gewehren reicht die Zahl der Züge von 6...8 und hat scheinbar keinen Einfluß auf die Treffgenauigkeit. Die Tiefe der Züge beträgt .005 bis .012 (=0,1...0,3mm), was grundlegend für die Verwendung der Pflasterkugel geeignet ist. Die Breite der Züge sollte etwa der Breite der Felder entsprechen. Breitere Züge und schmale Felder (Balken) sind zu akzeptieren und treffen gut, aber schmale Züge und breite Felder sind wenig geeignet der Kugel ihren Drall zu verleihen.
Die Mündung darf keine scharfen Ecken und Kanten aufweisen, sonst werden die Pflaster schon beim Laden zerschnitten. Durch sorgfältiges Polieren müssen solche Kanten beseitigt werden
Die Größe der Kugel soll 1/2 bis 1 Kaliber kleiner sein als der Felddurchmesser, also
eine Kugel .445 oder .44 für einen Lauf im Kal. .45.
Es ist auch günstig, daß man den genauen Felddurchmesser des Laufes kennt, möglichst auf den Hundertstel Millimeter. Man mißt ihn am einfachsten mit einem Bleizylinder, etwas größer als das Feldmaß, den man in die Mündung hineindrückt und diesen Abdruck mit dem Mikrometer mißt. Für einen gut polierten Lauf gilt, daß Kugel mit Pflaster gemessen ca. 0,07...0,1 mm größer als der FeldØ ist. So eine Ladung läßt sich zwar etwas hart laden (starten), aber nur eine straff sitzende Kugel ergibt eine hohe Genauigkeit.
In den meisten Fällen wird die Dicke des Pflasters .015" bis .018" (0,35...0,44 mm) betragen. Es soll fest und dicht gewebt sein. Vor der Verwendung kann der Stoff gewaschen werden, das macht ihn weich und geschmeidig. Zur besseren Schmierung verwendet man Talg oder dickes Fett für die Pflaster, ein mit Spucke befeuchtetes Pflaster ist aber wohl immer noch das beste !
Für die Pulvermenge gilt für Langwaffen die Faustregel: "Kaliber=Pulvermenge in grain" (15,4 grain= 1 Gramm), z.B. 45 grain oder 3 Gramm für ein Gewehr im Kaliber .45 ! Für Kurzwaffen nimmt man die Hälfte ! Ein Einfluß der Pulverkörnung auf die Genauigkeit ist nicht festzustellen, wohl aber von der Menge: Zuviel Pulver: Seitenstreuung,
Zuwenig Pulver: Höhenstreuung !
Laden
Vor dem Laden muß der Lauf entölt, also trocken gewischt werden. Dann werden 1...2 Zündhütchen abgeschlagen, um Ölreste im Zündkanal zu beseitigen.
Nach dem Einfüllen der abgemessenen Pulvermenge (z.B. 3 Gramm bzw. 45 Grain bei einem Gewehr im Kal. .45) wird der Pflasterstoff auf die Mündung gelegt und die Kugel leicht angedrückt. Mit dem Starter wird die Kugel in den Lauf gesetzt, daß sie gerade in der Mündung verschwindet, um mit einem scharfen Messer den Pflasterstoff abzuschneiden. Das ist natürlich nicht erforderlich, wenn man bereits zugeschnittene Pflaster verwendet.
Dann wird die Kugel mit dem Ladestock auf die Ladung niedergeschoben. Eine Markierung am Ladestock ist eine gute Hilfe, daß die Kugel immer gleich tief und direkt auf dem Pulver aufsitzt. Die Kugel soll fest auf dem Pulver aufsitzen, aber nicht so fest angeschlagen werden, daß gar die Pulverkörnung zerstört wird.
Ein Durchwischen des Laufes nach jedem Schuß (beim Gewehr) mit einem leicht mit Spucke angefeuchtetem Reinigungspflaster erhöht wesentlich die Präzision der Serie und erleichtert das Laden. Bei der VL-Pistole reicht meist ein Wischen nach 3...4 Schüssen.Das Zündhütchen wird erst aufgesetzt, wenn man in Schußposition geht, dabei steht der Hahn in der Ruherast.
Fehleranalyse
Nach dem Schuß kann man am Zustand des Pflasters gut erkennen, ob die Abstimmung Lauf/Kugel/Pflaster in Ordnung ist:
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Aussehen des Pflasters |
Fehler-Ursache |
Abhilfe |
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schwarze (verbrannte) Streifen, wo das Pflaster in den Zügen liegt |
Pflaster zu dünn, Gas bläst in den Zügen am Pflaster vorbei und verbrennt den Stoff |
verwende dickere Pflaster, Kugeldurchmesser kann vergrößert werden |
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durchgescheuerte Löcher, wo das Pflaster die Felder berührt |
rauhe Felder zerreißen das Pflaster |
Pflaster aus festerem Material verwenden, Lauf polieren, Lauf durchwischen |
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Schlitze im Pflaster entlang der Ecken der Felder |
Felder zu scharfkantig, Pflaster wird schon beim Laden zerschnitten |
Polieren des Laufes mit Stahlwolle |
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ringförmiger Schlitz, zerrissenes Pflaster wo die Kugel beim Laden liegt |
Mündung zu scharf, zerschneidet Pflaster beim Laden |
Mündung entgraten und polieren |
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schwarzer Kreis im Zentrum, wo die Kugel lag. Sternförmige Streifen, etwas verschmutzt vom Pulverdampf, aber mit wenig Verbrennungen auf den Markierungen der Züge. Stoff überall intakt |
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Was man beim Vorderladerschießen NICHT machen soll:
Gut Schuß
Wolfgang Süß