Tips für Anfänger (und Fortgeschrittene)
"Übung macht den Meister"
Nachdem wir uns schon mit dem Entwurf und dem Anlegen einer Figur beschäftigt haben, sollen heute ein paar Ratschläge im Mittelpunkt stehen, die dem Anfänger helfen sollen etwas leichter zum Erfolg zu kommen und seine Fertigkeiten im Schnitzen zu verbessern - womit natürlich auch die Freude am Schnitzen steigt.
Wie schon gesagt, ist die Figurengröße von 20 cm ein gutes Maß. Es läßt sich einfach mit der Achtelteilung arbeiten und auch die 1/10-Maße sind leicht zu rechnen. Man kommt auch relativ schnell voran und sieht eher ein Ergebnis als bei größeren Figuren, wo erst einmal viel "unnötiges" Holz weggenommen werden muß. Andererseits sind die 20er Figuren schon groß genug, um Details im Gesicht, Hände und Kleidung mit den üblichen Werkzeugen gut darstellen zu können.
Hat man nun eine erste Figur dieser Größe fertig, sollte man unbedingt gleich die nächste (und noch möglichst einige weitere) in der gleichen Größe in Angriff nehmen. Es stellt sich so schneller ein gewisser Übungseffekt ein, als wenn man mit der nächsten Figur auch gleich die Größe wieder mit ändert.
Dabei ist es günstig, wenn man sich von vornherein ein Motiv für so eine Figurengruppe wählt, wo man den Einzelfiguren sofort ansieht was sie darstellen, auch wenn die Figuren "nur" in einfacher "geschlossener" Haltung geschnitzt sind. Viele Beispiele bieten sich hier an:
natürlich Bergleute: -Steiger-Häuer-Hüttenarbeiter... aber bitte keinen Bergaufzug,
Berufe: -Bauer-Schäfer-Zimmermann-Maurer-Maler-Schmied....
Wald: Waldarbeiter-Reißigfrau-Förster-Pilzsammler.....
Ideal für so eine Gruppe geeignet ist das bekannte Motiv "An der Haltestelle", wartende Menschen, die unterschiedlichsten Typen....jeder kann es nach seinen individuellen Ansichten abwandeln. Ungeeignet sind Schachfiguren !
Mit jeder Figur, die sich so dieser "Gruppe" einheitlicher Größe hinzugesellt, sieht man sein eigenes Vorwärtskommen. Für bestimmte immer wiederkehrende Details und Arbeitsschritte stellt sich bald eine gewisse Routine ein, die in diesem Sinne keinesfalls abwertend zu sehen ist. Ein weiterer Vorteil ist, daß man fast immer mit den selben Schnitzeisen auskommt, überhaupt weniger Eisen zum Arbeiten benötigt und sich schnell merkt, welcher Stich sich für bestimmte Schnitte, Details usw. am besten eignet. So daß auch das Heraussuchen und Probieren der Schnitzeisen, das das Schnitzen sonst häufig unterbricht, bald wegfällt.
Daß sich die im Ausdruck härteren und kantigen Bergmannsgesichter einfacher schnitzen lassen als die weichen Rundungen eines jungen Mädchens brauche ich wohl nicht lange zu erklären. An solche Dinge sollte man als Anfänger bei der Motivwahl mit denken. Und die einfachsten sind natürlich Männergesichter mit Bart. Die relativ schwierige Oberlippenpartie wird so umgangen. Aber auch ein Männergesicht ohne Bart kann man erst einmal als "Bartgesicht" anlegen und fast fertig machen, erst am Schluß nimmt man vorsichtig nach und nach den Bart zurück - das geht wesentlich besser als gleich die etwas vorspringende Oberlippenpartie anzulegen. Nach der gleichen Methode wie dem Bart im Gesicht kann man auch Hände in Taschen "verschwinden lassen" oder in die Hüfte einstemmen, Haarfrisuren mit Hüten, Mützen und Kopftüchern verdecken.... man darf es bloß nicht übertreiben damit.
Wolfgang Süß