Die verschollene Vereinskrippe
Nichts liegt so im Dunkeln, wie die Geschichte von der verschollenen Vereinskrippe des Königswalder Schnitzvereins.
Wahrscheinlich aus dem Erlös der 1. Ausstellung 1926 kaufte sich der Verein die geschnitzten Krippenfiguren, eine sogenannte "Mailänder Krippe" (aus Südtirol ?) als Grundlage für eine Vereinskrippe.
1927 stand die Vereinskrippe schon im Mittelpunkt der
2. Ausstellung des Vereins als Gemeinschaftsarbeit in Form eines großen orientalischen Weihnachtsberges:
Auf 6 Meter Länge und 2 Meter Breite waren Szenen aus dem Leben Christi dargestellt: die Geburt des Herrn und die Heiligen drei Könige, der 12jährige Jesus im Tempel, Hirten am "naturgetreu aufleuchtenden Hirtenfeuer", die Verkündigungsszene.
Der Hintergrund war von Otto Oelmann/Mildenau nach einem Entwurf von Paul Weber gemalt worden und zeigte Jerusalem, Bethlehem und Jericho. Das ganze Werk war handgeschnitzt und in über dreiwöchiger Arbeit "aus Vorhandenem" aufgebaut worden.
1930 zur 4. Ausstellung des Vereins "ist die große orientalische Vereinskrippe bereits zum größten Teil mit staunenswertem Mechanismus ausgestattet".
Dann verliert sich die Geschichte. Wir wissen nur, daß wegen des
2. Weltkrieges die Krippenfiguren unter den Vereinsmitgliedern aufgeteilt worden waren, sie sollten so die Kriegswirren besser überstehen.
Nach dem Krieg fanden sich die alten Vereinsmitglieder nicht mehr zusammen. Die Nachkriegswirren bestimmten das Leben. Die Krippe war aus den Augen verloren ...
Erst viel später, beim Aufarbeiten unserer Vereinsgeschichte, fanden wir erste Hinweise. Doch von den ehemaligen Gründungsmitgliedern lebte niemand mehr und wir kamen nicht weiter.
Erst der Zufall ließ diese Krippenfiguren vor einigen Wochen wieder auftauchen. Der Artikel zur 75jährigen Geschichte des Schnitzvereins im Dorfblatt 12/2000 hatte den Anstoß gegeben.
In dieser Jubiläumsausstellung im Februar 2001 können wir nun zu unsrer großen Freude die ersten Figuren dieser Vereinskrippe präsentieren, und wir bedanken uns auf das herzlichste bei
die dem Verein die hier gezeigten Krippenfiguren spontan auf Dauer zur Verfügung gestellt haben, nachdem Sie von der "verschollenen Krippe" erfahren hatten.
Und so schließt sich der Kreis: die Krippenfiguren waren extra so aufgeteilt wurden, daß sie so einzeln niemand etwas "nützen" sollten, also z.B. ein Kamel und ein Hirte, ein König und ein Schaf usw., um den Anreiz, die Krippe wieder zusammenzufügen zu erhöhen.
Vielleicht stehen noch bei anderen Königswalder Familien solche einzelnen Figuren dieser Vereinskrippe, die einfach nicht zusammenpassen aber doch irgendwie zusammengehören ....
Wolfgang Süß
Februar 2001